In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre neigte sich die Ära der Leihbücher ihrem Ende zu. Die Verlage der Gebrüder Zimmermann (BALOWA, HÖNNE, WIDUKIND) hatten schon im Jahr 1965 ihre SF-Produktion eingestellt - mit Ausnahme der PERRY RHODAN-Leihbücher, die noch bis 1968 bei BALOWA erschienen.
Auch beim größten Leihbuch-Produzenten, dem BEWIN-Verlag in Minden, machten sich die Marktveränderungen zugunsten des Heftroman-Sektors bemerkbar. Die verkaufte Auflage der Leihbücher sank beständig und bewirkte in der Folge auch eine Reduzierung der Titelzahlen im Verlagsprogramm. Im Jahr 1967 hatte BEWIN noch 26 SF-Titel veröffentlicht, im folgenden Jahr nur noch 18 SF-Bände und 11 Bände 1969. Die Produktion stieg dann im medialen Sog der "Weltraum-Euphorie" anlässlich der ersten Mondlandung vom Juli 1969 noch einmal an auf 17 SF-Titel (1970) und 20 Titel (1971), stürzte dann aber abrupt auf nur noch vier SF-Titel im Jahr 1972 endgültig ab.
Insbesondere der beständige Rückgang der Verkaufs- und Auflagezahlen setzten BEWIN betriebswirtschaftlich unter erheblichen Kostendruck. Man reduzierte die Honorare der verbliebenen Hausautoren auf unter 300 DM, dies zu einer Zeit, als die Romanheft-Verlage schon 800 DM für ein Manuskript in vergleichbarem Umfang zahlten. Man versuchte sich an offenen und versteckten Nachdrucken, letzteres in der Weise, dass zum Beispiel früher schon veröffentlichte Romane des Briten Bryan Berry unter den verlagseigenen Pseudonymen "W. Brown" und "James Spencer" sowie unter anderem Romantitel neu herausgebracht wurden.
Auch an der Arbeit der Titelbild-Zeichner wurde bei BEWIN gespart, indem frühere Coverbilder für eine neue Buchausgabe wiederverwendet wurden. Dieses "Cover-Recycling" begann ab Mitte 1968, und eines der ersten Beispiele - nachfolgend abgebildet - macht die Vorgehensweise deutlich. Ursprünglich wurde das Titelbild des in einem Asteroidenfeld havarierten Raumschiffes 1964 für den Roman "Schiffbruch bei Delta Capricorni" von W. W. Shols angefertigt. Im Jahr 1968 taucht es, mit den geänderten Titeltexten ausgestattet und nur farblich geringfügig variiert, als Cover von Gert Sandows "SOS von Barnards IV" wieder auf.
Insgesamt wurden bisher 57 solcherart recycelte Titelbilder ermittelt, das entspricht knapp 20 % der gesamten SF-Produktion des BEWIN-Verlages (292 Buchtitel). In der nachfolgenden Cover-Dokumentation werden diese Fälle einzeln vorgeführt, wobei dem zuerst veröffentlichten Titelbild die spätere Version gegenübergestellt wird. Dabei zeigt sich, dass die Cover meist mit nur geringen zeichnerischen Veränderungen des Bildinhalts wiederverwendet wurden, allenfalls ergaben sich Abweichungen in Farbton und -sättigung und/oder Helligkeit und Kontrast; nur wenige weisen deutliche graphische Veränderungen auf.
Eine besondere Gruppe der wiederverwendeten Titelbilder stellen diejenigen dar, worin einzelne Bildelemente (Figuren, Raumschiffe/Fahrzeuge, Bauwerke, Landschaften) aus einer Mehrzahl früherer Cover entnommen und neu zusammengefügt wurden. Diese Titelbilder sind in den letzten 12 Darstellungen der nachfolgenden Dokumentation abgebildet. In der Mitte der Dreiergruppe steht das jeweils zuletzt veröffentlichte Titelbild; die Cover rechts und links davon zeigen die Herkunft der Bildelemente. Die graphische Ausführung geschah allerdings in den meisten Fällen so dilettantisch, dass man als Urheber eher einen unbegabten Verlagsmitarbeiter vermuten muss als den Zeichner selbst.
Heinz Wipperfürth
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