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Für ein paar Groschen ...
Science-Fiction in gewerblichen Leihbüchereien
von Achim Schnurrer

© Achim Schnurrer und Pabel-Moewig Verlag KG., Rastatt
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1. Für ein paar Groschen ...
2. Wenn das Sammeln zum Abenteuer wird
3. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
4. Heiß begehrt und angefeindet
5. Mein Frieden - die verbotenen Bücher I
6. Eron - die verbotenen Bücher II
7. Versteckspiel - die verbotenen Bücher III
8. Wer kennt die Namen?
9. Auf dem Weg zum Leser
10.Von Brian Aldiss bis Marion Zimmer-Bradley und ...
11.... von Kurt Brand bis Alph Zeno
12.Die Unbesiegbaren
13.Der Friedensdiktator greift ein
14.Irrgarten Kosmos / Duell der Mutanten / Auf verbotenem Kurs
15.Heftroman und Leihbuch
16.Von Sun Koh zu PERRY RHODAN
17.Science-Fiction, als es keine Zukunft gab
18.Vorhang / Dank
Mein Frieden - die verbotenen Bücher I

Zu den gesuchtesten Leihbüchern zählt Edwin E. Moellers "Adolf Hitler - Mein Frieden". Dieser parodistische Science-Fiction-Roman erschien 1952 im Frankfurter Reihenbuch-Verlag und wurde ein Jahr später verboten. Für 100,-- Euro ist der Band im Romanpreiskatalog verzeichnet. Eine Preiseinschätzung, die nur noch von wenigen anderen Titeln wie etwa dem dritten Liane-Band aus dem Bayreuther Heros-Verlag erreicht wird. (Für das Buch "Liane zwischen zwei Welten" von Anne Day-Helveg [das sind Anne und Fred Lothringer], erschienen 1958 im Heros Verlag, Bayreuth, verzeichnet der Roman Preiskatalog einen Wert von 150,-- Euro).

1953, im Jahr des Verbots der Hitler-Parodie gab es noch keine Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPS) - die wurde erst im darauf folgenden Jahr in Bad Godesberg eingerichtet. Doch einige Landesprüfstellen und natürlich Staatsanwälte und Gerichte sprachen bereits auf der Basis der jeweiligen Landesgesetzgebung Verbreitungsverbote aus. Mit Begriffen wie Indizierung und Verbreitungsverbot umgehen BPS und Justiz bis heute die Notwendigkeit, das Kind beim Namen zu nennen: Zensur. Zensur, die es laut Grundgesetz eigentlich nicht geben dürfte.

Hinter dem Autor der utopisch fantastischen Hitler-Parodie verbirgt sich vermutlich Hanns Kurth (1904 - 1976), von dem auch unter dem Pseudonym Marco Veris einige Sittenromane im Reihenbuch-Verlag, Frankfurt am Main erschienen sind (Die Titel "Pyrallis" und "Taia" von Marco Veris, erschienen 1952 im Reihenbuch-Verlag, Frankfurt am Main, wurden ebenfalls indiziert und zwar im Jahr 1954.) 1958 kam von Hanns Kurth in der Heftromanreihe "Luna - Weltall" (Lehning, Hannover) der Titel "Duell im Weltall" heraus, ein letztes Lebenszeichen dieses Autors in der deutschsprachigen SF.

Weitere SF-Leihbücher wurden 1956 und 1957 indiziert. Es handelt sich um drei Titel von Allan Reed, der Science-Fiction-Krimis verfasste. Die Serie "Kriminalromane aus der Welt von Morgen" erschien zwischen 1954 und 1957 im Ravena Verlag, Basel. In dieser Reihe kamen Titel wie "Angst ohne Ende" oder "Todes AG Mond" heraus. Verboten wurden die Bände: "Der Mörder ist unsichtbar", "Und eine sieht aus wie die andere" sowie "Schatten im Mondlicht". Hinter dem Pseudonym Allan Reed verbirgt sich niemand Geringerer als Wolf Detlev Rohr, der, 1928 in Breslau geboren, als Autor von mehr als hundert SF-Romanen zu den wichtigsten Impulsgebern der deutschen Nachkriegs-Science-Fiction zählt. Doch nicht nur als Schriftsteller hat der 1981 früh verstorbene Rohr für die Entwicklung der Science-Fiction in Deutschland Bedeutung erlangt. Das von ihm herausgegebene SF-Magazin "Blick in die Zukunft" (1958 - 1960) war die erste professionell gemachte Fanpublikation. Neben Clark Darlton war er eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Science-Fiction-Clubs Deutschland (SFCD), aus dem 1958 der SFC Europa hervorging. Gerade im Leihbuch-Bereich gehörte er ab Anfang der fünfziger Jahre zu den produktivsten und beliebtesten Autoren. Viele seiner Titel sind nach und neben der Leihbuch-Produktion als Heftroman (etwa im Lehning Verlag, Hannover oder im UTOPIA GROSSBAND) erschienen und später auch als Taschenbuch neu aufgelegt worden. Die Taschenbuchreihe UTOPIA-BESTSELLER AUS RAUM UND ZEIT widmete sich ausschließlich Rohr-Nachdrucken.

Unter dem Pseudonym Wayne Coover wie unter seinem richtigen Namen erschienen im Dörner Verlag zahlreiche SF-Romane. Dem Düsseldorfer Leihbuchverleger Claus S. Dörner gehörte übrigens eine Beteiligung am oben erwähnten, in Basel ansässigen Ravena Verlag. Der Autor blieb also gewissermaßen in der Familie. Doch die drei bei Ravena erschienenen SF-Krimis sollten nicht die einzigen Titel bleiben, mit denen sich Rohr alias Reed alias Coover Ärger mit dem Jugendschutz einhandelte. So wurden auch seine unter dem Pseudonym Jeff Caine publizierten Krimis, die ebenfalls bei Ravena erschienen, samt und sonders indiziert.

 
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