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Für ein paar Groschen ...
Science-Fiction in gewerblichen Leihbüchereien
von Achim Schnurrer

© Achim Schnurrer und Pabel-Moewig Verlag KG., Rastatt
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1. Für ein paar Groschen ...
2. Wenn das Sammeln zum Abenteuer wird
3. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
4. Heiß begehrt und angefeindet
5. Mein Frieden - die verbotenen Bücher I
6. Eron - die verbotenen Bücher II
7. Versteckspiel - die verbotenen Bücher III
8. Wer kennt die Namen?
9. Auf dem Weg zum Leser
10.Von Brian Aldiss bis Marion Zimmer-Bradley und ...
11.... von Kurt Brand bis Alph Zeno
12.Die Unbesiegbaren
13.Der Friedensdiktator greift ein
14.Irrgarten Kosmos / Duell der Mutanten / Auf verbotenem Kurs
15.Heftroman und Leihbuch
16.Von Sun Koh zu PERRY RHODAN
17.Science-Fiction, als es keine Zukunft gab
18.Vorhang / Dank
Von Brian Aldiss bis Marion Zimmer-Bradley und ...

Neben der oft entscheidenden Förderung von deutschsprachigen Autoren, die Science-Fiction schrieben, erschienen in den Leihbuchverlagen der 50er und 60er Jahre auch eine Reihe von SF-Autoren aus den USA, Großbritannien oder anderen Ländern erstmals in deutscher Übersetzung. Diese Leihbuch-Ausgaben hatten gegenüber den Veröffentlichungen in Romanheften wie TERRA oder UTOPIA den entscheidenden Vorteil, dass sie nicht so stark gekürzt und bearbeitet wurden, wie es in den Heften erforderlich war. Zwar hatten auch die Leihbücher einen Umfang, der selten über 300 Seiten hinausging, sie waren aber bei weitem nicht so limitiert und standardisiert wie ein Heftroman.

Viele Romane, egal ob Übersetzungen oder Originalausgaben, erschienen nach ihrer Leihbuchpublikation entsprechend gekürzt als Heftroman. Auch im Taschenbuch wurde so mancher ursprünglich als Leihbuch publizierte Roman wiederveröffentlicht. Diese Zweitverwertung war für die Verlage eine attraktive Einnahmequelle, die sie nicht immer mit den Autoren teilten.

Den Leihbuch-Verlagen gebührt aber unzweifelhaft das Verdienst, oft Werke von Autoren wie Paul Anderson, Isaak Asimov, Brian Aldiss, John W. Campbell, Arthur C. Clarke, Hal Clement, Ray Cummings und sogar Philip K. Dick erstmals in Deutschland veröffentlicht zu haben. Romane von Edmond Hamilton, Robert A. Heinlein und auch des Gründers der umstrittenen Scientology-Sekte Ron L. Hubbard erschienen ebenso, wie z. B. "Eden" von Stanislaw Lem. Und als Leihbücher veröffentlichte Autoren wie Charles Eric Maine, Eric Frank Russel, Clifford D. Simak, E. E. Smith, E. C. Tubb, Jack Vance, A. E van Vogt, Jack Williamson und Marion Zimmer Bradley belegen, dass bereits in den 50er und 60er Jahren ein breites Spektrum an ausländischer SF vorhanden war.

Im Gegensatz zu heute, wo in der Science-Fiction überwiegend Übersetzungen aus dem angelsächsischen Sprachraum veröffentlicht werden, dominierten in der SF der Leihbuchära die Eigenproduktionen deutschsprachiger Autoren. Zwar verbargen sie sich nicht selten hinter englisch klingenden Pseudonymen wie Clark Darlton (Walter Ernsting setzte sein Pseudonym Clark Darlton anfangs dazu ein, um seinem Verleger, der keine deutschen Autoren publizieren wollte und für den Ernsting als Herausgeber und Übersetzer arbeitete, ein eigenes Manuskript als angebliche Übersetzung eines von ihm entdeckten englischen Autors "unterzujubeln". Siehe auch: Achim Schnurrer, "Die schreibende Mehrheit", Hörfunkfeature, Bayern 2 Radio, 18.01.2004), dennoch fällt auf, dass in den Jahren nach der Leihbuch-SF eine deutliche Verlagerung stattgefunden hat. Das mochte mit der Politik der verschiedenen Verlage, die noch Science-Fiction publizierten, oder mit der Wandlung des Publikumsgeschmacks oder mit beidem zusammenhängen. Fest steht, SF-Romane US-amerikanischer Autoren haben seitdem den Markt überrollt und - von wenigen Ausnahmen abgesehen - die Werke deutscher Autoren marginalisiert.

Nun lässt sich zwar nicht leugnen, dass viele SF-Romane deutschsprachiger Autoren, die von den Leihbuchverlagen veröffentlicht wurden, nicht immer höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Doch Gleiches kann man auch von so mancher US-Lizenz behaupten, die seitdem erschienen ist. Als Resümee muss festgehalten werden: Ohne die Leihbuchverlage wäre die SF deutschen Ursprungs sehr viel ärmer.

Mit dem Niedergang des Leihbuchs in den 70er Jahren versuchten zwar eine Reihe von Heftromanverlagen diese Lücke zu kompensieren. Aber die etwas später einsetzende Krise des Heftromans, die ja streng genommen bis heute währt, musste dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilen. Im Taschenbuch, das zu dem Medium für Science-Fiction nach der Leihbuchära wurde, dominierten bald die Lizenzen aus den USA und Großbritannien deutlich über den Originalbeiträgen deutschsprachiger Autoren.

 
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